Grüne Sommerkonferenz: Viele Schwachstellen und Potenziale der Brandenburger Schulpolitik

Auf der zweiten Grünen Sommerkonferenz „Perspektive Bildung“ diskutierten am Samstag rund 120 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft im Oberstufenzentrum I in Potsdam in acht unterschiedlichen Workshops über Schulpolitik.

„Bildung entscheidet wesentlich über gesellschaftliche Teilhabe, einen guten Job und gesellschaftlichen Aufstieg. Umso alarmierender, dass in Brandenburgs Schulpolitik seit fast zwei Jahrzehnten vieles im Argen liegt, sagte der bündnisgrüne Landesvorsitzende Benjamin Raschke zum Auftakt der Konferenz. „Entgegen der rot-roten Versprechungen aus dem Wahlkampf 2009 ist von der Prämisse ‚Bildung hat Priorität‘ nicht viel geblieben. Es fehlt an Geld und - genauso wichtig – an den entsprechenden Konzepten und dem politischen Willen. Das Ideal einer chancengerechten Gesellschaft ist so nicht zu erreichen“, so Raschke weiter. Dass "gute Bildungspolitik den Mut braucht, Qualität und Strukturen anzupacken, Geld in die Hand zu nehmen und einen langen Atem zu haben", schilderte die ehemalige grüne Hamburger Schulsenatorin Christa Goetsch in ihrem Gastvortrag. Dennoch zahle es sich am Ende aus, die Reformen auf den Weg gebracht zu haben.


Beispiel Inklusion: "Beim gemeinsamen Lernen von Kindern mit und ohne Behinderungen brauchen wir keine weiteren Diskussionsrunden, sondern endlich Mut zur Umsetzung. Hier sind andere Bundesländer um Längen weiter. Der Blick über den Tellerrand lohnt sich", betonte die bildungspolitische Sprecherin der bündnisgrünen Landtagsfraktion Marie Luise von Halem in einem der Workshops. Prof. Ulf Preuss-Lausitz von der TU Berlin zeigte sich optimistisch: “Bis 2020 ist ein Inklusionsanteil von 85 Prozent erreichbar -  und zwar weitgehend im Rahmen der bestehenden Ressourcen, wenn man es intelligent anstellt.“


Weitere Großbaustelle der Brandenburger Schulpolitik: Lehrermangel auf dem Land. Dr. Gabriela Christmann vom Leibniz-Institut für Regionalentwicklung warnte hier: „Die Zeiten des Lehrerüberschusses sind vorbei. Vielmehr ist bundesweit ein Kampf um Junglehrer entbrannt.“ Deshalb müssten gerade in ländlichen Regionen die richtigen Anreize gesetzt werden. Dazu zählten neben der Bezahlung insbesondere sogenannte weiche Faktoren, wie Familienfreundlichkeit vor Ort oder das pädagogische Innovationspotential sowie die Ausstattung an der Schule.


Ebenso im Fokus stand das Thema Gemeinschaftsschule. Bündnisgrünes Ziel ist es, in Brandenburg längeres gemeinsames Lernen zu ermöglichen. Dabei hieße Gemeinschaftsschule mitnichten Einheitsschule. „Gemeinschaftsschulen ermöglichen die individuelle Förderung von Schülern mit unterschiedlichen Voraussetzungen“, so Jens Großpietsch, Schulleiter der Heinrich von Stephan Gemeinschaftsschule in Berlin. In einer Gemeinschaftsschule könne das Lernen in einem größeren Zusammenhang stattfinden, als es das gegliederte Schulsystem ermögliche. Schule werde so auch zu einem Lebensraum von Schülern und Lehrern.


In der abschließenden Podiumsdiskussion debattierten Günther Fuchs, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Brandenburg, Thomas Günther, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Brandenburger Landtag sowie Marie Luise von Halem über Qualität und Gerechtigkeit im Brandenburger Schulsystem. Günther Fuchs sieht das zentrale Problem in der Brandenburger Bildungspolitik in den fehlenden Ressourcen: „Wer Schlusslicht bei den Bildungsausgaben ist, kann bei den Erfolgen nicht in der ersten Reihe stehen.“ Für Thomas Günther besteht die Herausforderung vor allem darin, „auch zukünftig gute Bildung für alle Regionen zu gewährleisten, und das trotz weniger Einwohnern und bei geringeren Einnahmen des Landes.“

Benjamin Raschke zog am Ende der Konferenz trotz der vielen Brandenburger Bildungsbaustellen ein positives Fazit. „Brandenburg hat das Potenzial für eine bessere Schulpolitik, das haben die vielen Beiträge heute gezeigt. Wir Bündnisgrüne sind bereit, unseren Teil dazu beizutragen, dieses Potenzial zu heben und den Brandenburger Schülerinnen und Schülern eine bessere Bildung anzubieten.“

 

Weitere Workshops  fanden zu den Themen Ganztagsschule, Freie Schule, Übergang von Schule zu Beruf und Hochschule, Mitbestimmung und Demokratie in der Schule und Schulsozialarbeit statt.

 

Pressestimmen

Aus der Märkischen Allgemeinen Zeitung vom 22. August:

Die Suche nach der Grünen Vision - Oppositionspartei stellte sich auf ihrer Sommerkonferenz dem Thema Schulpolitik

Kommentar: Dauerbaustelle

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IMPRESSIONEN VON DER KONFERENZ

    TERMINE

    LAG Bildung

    Online-Treffen am jeweils zweiten Dienstag im Monat. Interessierte wenden sich gern an die Sprecher*innen für den Zugangslink (lag.bildung[at]gruene-brandenburg.de).  [...]

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