Wolfgang Renner im Interview über die Lieberoser Heide und das Aus für den Solarpark

Fast ein Jahr kämpften Naturschützer im Süden Brandenburgs gegen den geplanten Bau eines Solarparks in der Lieberoser Heide, für den riesige Waldflächen hätten gerodet werden müssen. Ende November erteilte das Infrastrukturministerium in Potsdam dem Vorhaben eine Absage. Wolfgang Renner war von Anfang an bei dem Protest mit dabei.

15.12.11 –

1. Was ist das Besondere an der Lieberoser Heide?

Es handelt sich um einen der größten ehemaligen Truppenübungsplätze Europas mit einer Fläche von 28.000 Hektar. Das entspricht 50.000 Fußballfeldern. In diesem Riesengebiet gibt es fast keine Infrastruktur: Für die Natur ein Segen, für die wirtschaftliche Entwicklung jedoch ein Fluch. Mit der Gründung eines Nationalparkvereins wollten wir die Entwicklung der Region vorantreiben und die Eigenschaften des Gebietes zur Entwicklung eines sanften und Naturtourismus nutzen. Ein Nationalpark ist natürlich nicht von heute auf morgen eingerichtet. Wie so oft gibt es auch Widerstände - hier vor allem aus dem Bereich der Forstwirtschaft. Deshalb haben wir uns in der Region darauf verständigt, eine Internationale Naturausstellung (INA) ins Leben zu rufen.

2. Was genau ist die INA und warum pusht ihr das als Grüne?

Es handelt sich um eine neue Struktur, angelehnt an Modelle wie die Internationale Bauausstellung (IBA) oder die Bundesgartenschau. Wir wollen zeigen, wie unter schwierigen Bedingungen, wie Munitionsbelastung und auch Abwanderung, eine solche Region unter der Überschrift " Biodiversität " (Artenvielfalt) entwickelt werden kann. Dabei sollen kommunale, touristische und Landnutzungsaspekte herausgearbeitet werden. Am Ende soll eine flächenhafte Ausstellung zum Thema entstehen, in fünf bis sechs Jahren ist es soweit. Ob sich dann auch ein Nationalpark entwickeln lässt, hängt von der Zustimmung der Region ab - wir werden sehen.

3. Wolfgang, Du warst als Landesvorstandsmitglied  als einer der Mitinitiatoren des Volksbegehrens gegen neue Tagebaue bekannt - warum kämpfst Du jetzt gegen eine Solaranlage?

Bei dem Solarvorhaben handelte es sich um ein Projekt, das durch seine Größe und Lage aus mehreren Gründen unsere INA gefährdet hätte:


Erstens waren für den Bau der Solaranlage 650 Hektar Waldfläche vorgesehen, die hätten gerodet werden müssen. Diese Dimension ist für mich schon vom Ansatz her indiskutabel - und insbesondere im Jahr des Waldes. Man bedenke auch die Beispielwirkung weltweit.

Zweitens sollten Flächen, die europäischem Naturschutzrecht unterliegen, ebenfalls zugebaut werden.

Drittens: Unser Gebiet wirbt mit der einmaligen Unzerschnittenheit der Natur - das wäre bei einer solchen Anlage von dann insgesamt sechs Kilometern Länge vorbei, was auch die touristische Attraktivität der Region mindern würde.

4. Aber hätte der Solarpark nicht bedeutet, dass das Gebiet endlich munitionsberäumt wird?

Grundsätzlich ja. Die  Munitionsbelastung der Flächen kann aber auch von der Forstwirtschaft im Rahmen der Durchforstung beseitigt werden - was auch bereits erfolgt, dazu braucht es keinen Solarpark.

5. Ist das Thema jetzt eigentlich durch ?

Die Rückmeldungen, die wir aus den Landtagsausschüssen und Anfragen haben, lassen hoffen, dass Herrn Vogelsänger der Erhalt des Landeswaldes wichtiger ist, als Einzelinteressen von Unternehmen, die bei ihrer Planung regionale Besonderheiten unzureichend berücksichtigen. Auch der Zuspruch aus dem Bereich der erneuerbaren Energien lässt mich hoffen, dass solch eine Planung, die einen massiven Eingriff in die Natur bedeutet, für Brandenburg nicht noch einmal zu erwarten ist. Solange es noch so viele unproblematische förderfähige Flächen und auch Dächer gibt, hat die Solarindustrie auch keinen echten Bedarf an derartigen Projektplanungen. Wir vor Ort wollen uns darum kümmern, dass das berechtigte Interesse der Gemeinden an der Munitionsentsorgung erfüllt wird - und für mich persönlich geht der Kampf gegen neue Tagebaue und der Einsatz für den Ausbau der erneuerbaren Energien an geeigneten Standorten jetzt wieder weiter.

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