Arbeitszeiterfassung einführen, um faire Bedingungen für Lehrkräfte zu ermöglichen

Angesichts alarmierend hoher Krankenstände, wachsender Belastung und der jüngsten Kürzungen im Bildungsbereich fordern die Brandenburger Bündnisgrünen die umgehende Einführung einer verbindlichen Arbeitszeiterfassung für Lehrerinnen und Lehrer.

„Es ist nicht hinnehmbar, dass man immer noch nicht weiß, wie viele Stunden Lehrkräfte tatsächlich arbeiten – und damit auch nicht, wo die Belastungsgrenzen liegen“, erklärt Dr. Andrea Lübcke, Landesvorsitzende der Brandenburger Bündnisgrünen. „Wer ernsthaft gegen Überlastung und Unterrichtsausfall vorgehen will, muss zuerst die Realität anerkennen: Lehrerinnen und Lehrer leisten weit mehr, als ihre Pflichtstunden vermuten lassen. Erst eine Arbeitszeiterfassung zeigt transparent, wie viel unsere Lehrerinnen und Lehrer tatsächlich leisten, und schafft die Grundlage für Strategien gegen Überlastung und weniger krankheitsbedingte Ausfälle. Solange es diese Transparenz nicht gibt, können sich überholte Klischees halten, die mit der Realität an unseren Schulen nichts zu tun haben.“

Nach Ansicht der Brandenburger Bündnisgrünen müssten die Urteile des Europäischen Gerichtshofs (2019) und des Bundesarbeitsgerichts (2022), nach denen Arbeitgeber verpflichtet seien, die Arbeitszeit ihrer Beschäftigten objektiv, verlässlich und vollständig zu erfassen, endlich auch im Bildungsbereich umgesetzt werden. Für angestellte Lehrkräfte – darunter viele Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger – müsste diese Pflicht bereits heute uneingeschränkt gelten. „Warum setzt die Landesregierung geltendes Recht bei angestellten Lehrkräften nicht um? Und warum schafft sie für verbeamtete Lehrkräfte nicht endlich eine Regelung, auch wenn diese nicht unter das Arbeitszeitgesetz fallen? Der Staat müsste bei der Umsetzung von Gesetzen Vorbild sein, nicht Nachzügler“, so Lübcke.

Die Brandenburger Bündnisgrünen sprechen sich deshalb für eine verbindliche digitale Arbeitszeiterfassung an allen Schulen aus, um Unterricht, Vor- und Nachbereitung sowie zusätzliche Aufgaben realistisch abzubilden. Die erfassten Daten sollen transparent und unter Wahrung des Datenschutzes ausgewertet werden, um gezielte Maßnahmen gegen Überlastung zu entwickeln. Zudem fordern die Brandenburger Bündnisgrünen eine Stärkung des Gesundheitsmanagements, einschließlich zusätzlicher Ressourcen für psychosoziale Unterstützung und Präventionsprogramme.

„Die hohen Ausfallquoten sind ein Warnsignal. Wer gute Bildung will, muss für gesunde Arbeitsbedingungen sorgen – und das fängt bei einer ehrlichen Bestandsaufnahme der Arbeitszeit an“, so Lübcke. Nach aktuellen Angaben des Bildungsministeriums liegt der Krankenstand an Brandenburger Schulen teils bei über 12 Prozent, in den Wintermonaten sogar bei mehr als 17 Prozent. Belastbare Statistiken zu Ursachen wie Burnout oder stressbedingten Erkrankungen fehlen jedoch völlig.

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Mehr Informationen
Antwort der Landesregierung auf Kleine Anfrage der Abgeordneten Kristy Augustin (CDU-Fraktion): „Krankheitsbedingte Fehlzeiten von Lehrkräften in Brandenburg“
https://www.parlamentsdokumentation.brandenburg.de/starweb/LBB/ELVIS/parladoku/w8/drs/ab_1500/1582.pdf

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