Lehrergewerkschaft analysiert Auswirkungen der Kürzungsorgie – Stellenkürzungen verheerender als offiziell verkündet. Bündnisgrüne: Schulen werden zu Schulfabriken, Lehrkräfte zu Akkord-Fabrikarbeitern

Die Lehrergewerkschaft GEW-Brandenburg hat in ihrer aktuellen Mitgliederzeitschrift E&W plus umfangreich die Haushaltsbeschlüsse der Landesregierung und deren Auswirkungen analysiert – mit erschreckenden Ergebnissen. Bis 2027 sollten demnach über 2.200 Lehrerstellen gestrichen oder nicht neu geschaffen werden, obwohl die Schülerzahl von aktuell 322.198 im Schuljahr 2024/25 auf voraussichtlich 331.015 im Jahr 2027/28 steigen würde. Bisher war offiziell von 445 zu streichenden Stellen die Rede. Die GEW zeigt jedoch auf, dass es in Wahrheit um ein Vielfaches mehr gehe, da durch steigende Schülerzahlen eigentlich sogar neue Stellen geschaffen werden müssten, um die Bildungsqualität zu halten.

„Dies verschlechtert die Lehrer-Schüler-Relation gleich doppelt: Einerseits stünden weniger Lehrkräfte zur Verfügung, andererseits würden die Klassen immer größer“, sagt Clemens Rostock, Landesvorsitzender der Bündnisgrünen. „Aus diesem sich verschlechternden Verhältnis folgt naturgegeben: mehr Elterngespräche pro Lehrkraft und weniger Zeit für Arbeitsgemeinschaften, Wandertage und andere Aktivitäten, für die sich Lehrkräfte ohnehin schon ehrenamtlich engagieren. Schulen werden so zu Schulfabriken und Lehrkräfte zu Akkord-Fabrikarbeitern. Das können und dürfen wir nicht hinnehmen“, so Rostock.

Allein in den kommenden beiden Schuljahren (2025/26 und 2026/27) würden laut Gewerkschaft 1.279 Lehrerstellen wegfallen, und weitere 1.000 neue Stellen würden trotz steigender Schülerzahlen nicht geschaffen. Besonders dramatisch sei die Lage an den Grundschulen, die bis 2027 insgesamt 1.197 Stellen verlieren könnten. In den Sekundarstufen I und II würden 697 Stellen gestrichen, in den Förderschulen 457 Stellen.

„Diese Kürzungen sind ein Schlag ins Gesicht für alle, die an eine gute Bildung in Brandenburg glauben. Besonders Kinder aus sozial benachteiligten Familien würden dadurch noch weiter abgehängt, weil sie die Unterstützung und individuelle Zuwendung am dringendsten brauchen. Das ist bildungspolitischer Blindflug sondergleichen“, sagt Rostock: „Wir Brandenburger Bündnisgrünen fordern die Landesregierung auf, die geplanten Einsparungen sofort zu stoppen und stattdessen ein Zukunftspaket für Schulen zu schnüren, das Lehrkräfte entlastet und die Bildungsqualität verbessert.“

Die finanziellen Kürzungen wären laut GEW massiv: Im Jahr 2025 würden bereits 126 Millionen Euro fehlen, 2026 würde die Lücke auf 171 Millionen Euro steigen. Insgesamt würden damit 297 Millionen Euro nicht für Schulen bereitgestellt. Zusätzlich würden globale Minderausgaben in Höhe von 17 Millionen Euro im Jahr 2025 die Schulen belasten, was dem Gegenwert von 227 weiteren Lehrerstellen entspräche. Zugleich müsste man davon ausgehen, dass nicht alle Stellen für Lehrkräfte den Schulen auch tatsächlich zur Verfügung stünden, da viele Lehrkräfte in die Lehrerausbildung oder andere Projekte abgeordnet würden. Diese Situation würde die Lehrer-Schüler-Relation spürbar verschlechtern. Lag der bisherige Richtwert noch bei 1:14,3, würde dieser auf 1:15,5 im Schuljahr 2024/25, auf 1:16,7 im Jahr 2025/26 und schließlich auf 1:16,9 im Jahr 2026/27 steigen. Unter Einbeziehung dieser Abordnungen läge die reale Relation sogar über 1:20.

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Mehr Informationen

Mitgliederzeitschrift E&Wplus 07/08–2025
https://www.gew-brandenburg.de/service/eundwplus/#

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