Braunkohlekonzern erwägt Einsatz von CCS – Bündnisgrüne warnen vor teurer Scheinlösung

Der Braunkohlekonzern LEAG in der Lausitz zeigt sich offen für den Einsatz der umstrittenen CCS-Technologie („Carbon Capture and Storage“ – Abscheidung und unterirdische Speicherung von CO₂) bei neuen Gaskraftwerken. „Im Zusammenhang mit solchen Kraftwerks-Neubauten wäre die Anwendung von CCS durchaus vorstellbar“, erklärte das Unternehmen gegenüber der Lausitzer Rundschau.

Bündnisgrüne: „CCS ist kein Freifahrtschein für fossile Energien“

„Das Versprechen, dank CCS den fossilen Kurs fortsetzen zu können, ist eine Täuschung der Menschen in Brandenburg“, kritisiert Andrea Lübcke, Landesvorsitzende der Brandenburger Bündnisgrünen. „CCS ist sinnvoll, um Restemissionen zu vermeiden, die technisch nicht verhindert werden können – etwa in der Zementproduktion oder bei der Müllverbrennung – sowie um CO₂, das der Atmosphäre entzogen wird (negative Emissionen), langfristig zu speichern. Für fossile Kraftwerke hingegen eignet sich die Technik nicht: Sie ist zu teuer, zu energieintensiv und die Speicherkapazitäten sind viel zu gering.“

Speicherplatz reicht nicht – und ist extrem teuer

Allein die prozessbedingten und damit unvermeidbaren Emissionen der Zementindustrie in Deutschland betragen ungefähr 10 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr und würden die maximale Einspeicherleistung benötigen, heißt es im „Wasserstoff-Kompass“. Wollte man die CO2 Emissionen der geplanten 20 GW Gaskraftwerke abspeichern benötigt man pro 1000 h Laufzeit (ca 40 Tage) zusätzliche Speicherkapazität von 1 Millionen Tonnen CO2.

Zudem ist CCS teuer: Allein Transport und Lagerung unter der Nordsee kosten bis zu 55 Euro pro Tonne CO₂ – das sind etwa 2 Cent pro Kilowattstunde Strom aus Gaskraftwerken. Die Abscheidung selbst und der Transport an Land kommen noch dazu und können die zusätzlichen Kosten vervielfachen. Auch der Energiebedarf ist hoch: Ein hoher Anteil der erzeugten Energie (Strom und Wärme) geht für den Betrieb der CCS-Anlage verloren.

Erneuerbare statt Subventionsfalle

„Die CCS-Technologie darf nicht zum Vorwand werden, die Klimawende zu verschleppen. Brandenburg braucht mutige Investitionen in die Defossilisierung seiner Wirtschaft – nicht neue fossile Scheinlösungen“, so Lübcke. „Unser Ziel sind null Emissionen – und das erreichen wir nur, wenn wir sie von vornherein vermeiden.“

Gefahr eines neuen Milliardenlochs für Steuerzahler

Lübcke warnt zudem vor einer teuren Subventionsfalle: Schon jetzt ist unklar, wie die LEAG die Rekultivierung der Tagebaue finanzieren will. Bis zu 1,7 Milliarden Euro aus Steuermitteln sind für diese Aufgabe vorgesehen – ein Vorhaben, das seit Jahren von der EU-Kommission geprüft wird.

Eine Analyse des „Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft“ zeigt: Die Rückstellungen der LEAG für Folgekosten sind viel zu gering, während Gewinne in andere, haftungsfreie Unternehmensbereiche verschoben wurden. „Wenn das Unternehmen jetzt auch noch CCS will, ist klar: Ohne staatliche Zuschüsse wird es nicht gehen – und am Ende zahlen die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler“, warnt Lübcke.

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Mehr Infos

Leag in Cottbus: Neues CCS-Gesetz – Wird CO₂ aus Kraftwerken bald gespeichert? (Bezahlschranke)

https://www.lr-online.de/lausitz/cottbus/leag-in-cottbus-neues-ccs-gesetz-wird-co-aus-kraftwerken-bald-gespeichert-78231078.html

Wasserstoff-Kompass

https://www.wasserstoff-kompass.de/handlungsfelder#/zementindustrie

GEOSTOR: CO2-Speicherung unter der deutschen Nordsee

https://cdrmare.de/wp-content/uploads/2025/05/GEOSTORergebn_ph1_web250521.pdf

Analyse warnt vor Finanzierungslücken bei der Rekultivierung der Tagebauehttps://www.kein-tagebau.de/index.php/de/themen/energiepolitik/1016-braunkohlekonzern-leag-analyse-warnt-vor-finanzierungsluecken-bei-der-rekultivierung-der-tagebaue

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