Gestank, Umweltbelastung, Gewinne im Steuerparadies: Brandenburger Bündnisgrüne kritisieren Ausbaupläne von Wiesenhof in Niederlehme

Die Brandenburger Bündnisgrünen sehen die geplante Erweiterung des Wiesenhof-Schlachthofs in Niederlehme bei Königs Wusterhausen (Landkreis Dahme-Spreewald) äußerst kritisch und mahnen die Verantwortlichen in Stadt und Land, den Schutz von Mensch, Tier und Umwelt endlich ernst zu nehmen.

„Die Pläne zur massiven Erweiterung des Geflügelschlachthofs in Niederlehme werfen erhebliche Fragen auf. Schon heute klagen Anwohnerinnen und Anwohner über eine unerträgliche Geruchsbelastung, die mit ‚Verwesung‘ beschrieben wird. Dass die Kapazität nun von 90.000 auf bis zu 120.000 Tiere pro Tag steigen soll, verschärft diese Sorgen noch einmal deutlich“, kritisiert Dr. Andrea Lübcke, Landesvorsitzende der Brandenburger Bündnisgrünen. Eine Petition der Bürgerinitiative mit fast 2.000 Unterschriften zeigt, wie groß der Widerstand bereits ist.

Die Genehmigungsbehörden stehen in der Pflicht, sämtliche Auswirkungen auf Umwelt, Gesundheit und Lebensqualität der Bevölkerung sehr genau zu prüfen. „Der Schutz der Menschen vor Ort muss dabei an erster Stelle stehen – und nicht kurzfristige wirtschaftliche Interessen. Wir erwarten, dass im Verfahren nicht nur die baulichen Erweiterungen des Schlachthofs betrachtet werden, sondern auch die mit dem Ausbau verbundenen Belastungen durch Mastanlagen, Gerüche, Wasserverbrauch und Tiertransporte. Es reicht nicht, wenn Verantwortliche auf dem Papier versichern, dass die Belastungen minimal seien“, mahnt Lübcke.

Die Brandenburger Bündnisgrünen warnen zudem die Stadtverordnetenversammlung davor, sich von den PR-Strategien des Konzerns „einlullen“ zu lassen. Lübcke: „Während Wiesenhof mit Geflügelfleisch Milliarden verdient, zahlt der Konzern seine Steuern nicht dort, wo die Menschen unter Gestank, Wasserknappheit und Verkehrsbelastung leiden, sondern im Steuerparadies Liechtenstein. Die Region trägt die Kosten – Wiesenhof zieht den Profit. Neue Arbeitsplätze entstehen durch die geplante Erweiterung ebenfalls nicht.“

„Wie viel Tierleid, Umweltzerstörung und gesundheitliche Risiken sind uns Profit und Milliardenumsätze wert?“, fragt Anne Kotula, Sprecherin der Grünen in Königs Wusterhausen. „Die Pläne von Wiesenhof dienen völlig einseitig Konzerninteressen, nicht nur auf Kosten der Tiere, sondern auch auf Kosten der Menschen, insbesondere vor Ort.“

In Niederlehme sollen künftig 120.000 Tiere pro Tag geschlachtet werden – viermal so viele, wie in ganz Brandenburg täglich verzehrt werden. Schon heute verfügt der Schlachthof über eine Genehmigung zur Entnahme von rund 660.000 Litern Wasser. Diese Menge wird derzeit noch nicht ausgeschöpft – mit der geplanten Erweiterung jedoch soll das volle Kontingent genutzt werden. In einer Region, die bereits unter zunehmendem Wasserstress leidet, ist das eine unzumutbare Belastung. Der massive Einsatz von Antibiotika belastet Gewässer, fördert resistente Keime und gefährdet die menschliche Gesundheit. Die Haltung und Züchtung der Masthühner führt zudem zu extremem Tierleid. Schließlich tragen Soja-Futtermittelimporte und Massentierhaltung erheblich zur Freisetzung von CO₂ bei und heizen die Klimakrise weiter an.

Im Vorfeld der Stadtverordnetenversammlung von Königs Wusterhausen am 13. Oktober mahnt Peter Schillinger, Kreisvorsitzender der Bündnisgrünen Dahme-Spreewald. „Weder die Stadt Königs Wusterhausen noch die Menschen in der Region profitieren in irgendeiner Weise von dieser Erweiterung. Sie sind ausschließlich mit den negativen Folgen belastet. Wir fordern, dass die Stadtverordnetenversammlung Königs Wusterhausen die Pläne von Wiesenhof kritisch hinterfragt und die Interessen der Bürgerinnen und Bürger in den Vordergrund stellt. Die Erweiterung des Schlachthofs darf nicht auf Kosten unserer Umwelt, unserer Gesundheit und des Tierwohls gehen.“
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https://weact.campact.de/petitions/erweiterung-der-wiesenhof-schlachtfabrik-stoppen