Über 150 Teilnehmende aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft kamen am Dienstag in Cottbus zur Konferenz „Natürlicher Klimaschutz: Innovationen für Wirtschaft und Natur in Brandenburg“ zusammen. Zu den zentralen Sprecherinnen und Sprechern gehörten Prof. Dr. Gesine Grande, Präsidentin der BTU Cottbus–Senftenberg, Prof. Dr. Hermann Lotze-Campen vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Dr. Malte Pries von der Pollmeier Massivholz GmbH. Auch Vertreter*innen des Kompetenzzentrums Natürlicher Klimaschutz, der Michael Succow Stiftung, der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde und des Leibniz-Instituts für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB) stellten ihre Arbeit vor. Veranstaltet vom Klimabündnis Brandenburg mit Unterstützung der Lokalen Agenda 21, der Heidehof-Stiftung und des NABU Brandenburg, diskutierten Expert*innen, wie Brandenburg durch natürlichen Klimaschutz widerstandsfähiger werden und zugleich neue wirtschaftliche Chancen schaffen kann.
Obwohl die Veranstaltung unter der Schirmherrschaft von Brandenburgs Agrar- und Umweltministerin Hanka Mittelstädt (SPD) stand, blieben führende Vertreter*innen der Regierungsfraktionen im Landtag sowie aus den Landesministerien dem Austausch jedoch fern. Offenbar war der SPD-Ministerin Hanka Mittelstädt ein Fototermin mit Wasserbüffeln und dem ehemaligen Bundeskanzler Olaf Scholz im nah bei Potsdam gelegenen Werder (Havel) wichtiger als der Weg nach Cottbus – so war es auf der Veranstaltung zu vernehmen. Eine Vertretung wurde auch nicht entsandt.
Auf den Podien war auch kein Vertreter des eigentlichen Klimaschutzministeriums. Brandenburgs SPD-Klimaschutzminister Daniel Keller verweigerte die Übernahme der Schirmherrschaft von Anfang an, weil aus seiner Sicht das Umweltministerium zuständig sei, kritisierte Björn Ellner, Landesvorsitzender des NABU Brandenburg, auf dem Abschlusspodium. Damit blieb ein wichtiger Impuls der Landesregierung unbesetzt.
Als zentrales Fazit der Tagung wurde deutlich, dass Brandenburg zwar das Potenzial hat, Vorreiterregion für natürlichen Klimaschutz zu werden – dies jedoch nur gelingt, wenn Klimaschutz nicht länger als Randthema, sondern als gemeinsame Aufgabe aller Ressorts verstanden wird. Der natürliche Klimaschutz werde in der Landesregierung bislang nicht als gemeinsames Projekt begriffen, so Ellner. Es fehle an Koordination und am politischen Willen zum abgestimmten Handeln.
Die Landesvorsitzende der Brandenburger Bündnisgrünen, Andrea Lübcke, ging nach der Veranstaltung wegen des Fernbleiben der Landesregierung hart mit dieser ins Gericht. „Vor den Augen all der Menschen aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft, die sich in Brandenburg täglich für den Klimaschutz einsetzen, sich dem Austausch einfach zu verweigern, ist mehr als peinlich und ein fatales Signal“, sagte Lübcke. „Während Brandenburg beim Klimaschutz auf der Stelle tritt, liefern sich Umwelt- und Wirtschaftsministerium ein peinliches Zuständigkeits-Pingpong. Dieses Hickhack muss endlich aufhören. Wer so Politik macht, bremst die Zukunft unseres Landes aus. Natürlicher Klimaschutz braucht Zusammenarbeit – nicht Ausreden. Klimaschutz muss endlich wieder die Priorität in der Landesregierung bekommen, die dieses Thema verdient.“
Auch aus der Lausitz kam ein deutliches Signal für mehr Entschlossenheit: Klimaschutz ist die Grundlage eines erfolgreichen Strukturwandels. Daniel Scholz, Vorsitzender der Cottbuser Bündnisgrünen, sagte am Rande der Konferenz, die Region könne zeigen, wie ökologischer Fortschritt und wirtschaftliche Stärke zusammenwachsen. „Nur wenn wir Arbeitsplätze schaffen, die Klima und Natur respektieren, entsteht echte Zukunftsperspektive für die Lausitz,“ so Scholz.
Christian Schömberg von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen/SUB in der Stadtverordnetenversammlung Cottbus machte deutlich, dass Klimaschutz in der Lausitz weit mehr ist als ein Umweltthema. „Hier geht es um die Zukunft unserer Region – um Wasser, fruchtbare Böden und gesunde Wälder als Basis für Arbeit, Energie und Leben in der Lausitz,“ sagte Schömberg.
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