Fußballstadien sind ziemlich sichere Orte. Das zeigen die aktuellen Zahlen deutlich: Die Zahl der verletzten Fans ist in der Saison 2024/25 von 1.338 auf 1.107 gesunken. Auch Verletzungen durch Pyrotechnik nahmen ab – und das bei über 25 Millionen Stadionbesucher*innen bundesweit. Die Risiken liegen somit im Promillebereich.
Trotz dieser positiven Entwicklung berät die Innenministerkonferenz der Länder in dieser Woche über neue Sicherheitsverschärfungen. Diskutiert werden personalisierte Tickets, die Reduzierung von Auswärtsfans, weitergehende Überwachungsmaßnahmen bis hin zu möglicher KI-Gesichtserkennung, pauschale Stadionverbote und eine zentrale Kommission, die solche Verbote bereits bei eingeleiteten Ermittlungsverfahren verhängen könnte. Damit würden Hunderttausende Fans unter Generalverdacht gestellt und die rechtsstaatliche Unschuldsvermutung für sie faktisch abgeschafft – Menschen, die jedes Wochenende friedlich und voller Leidenschaft ihren Sport feiern.
Die Brandenburger Bündnisgrünen fordern daher Brandenburgs Innenminister René Wilke und seine Kolleg*innen auf, diese Pläne zurückzunehmen.
Clemens Rostock, Landesvorsitzender der Brandenburger Bündnisgrünen, der selbst aktiv Fußball beim FC 98 Hennigsdorf spielt und regelmäßig Fußballspiele in der Region besucht, warnt deutlich:
„Ein feuchter Traum konservativer Überwachungsfanatiker – und ein handfester Schaden für unsere Fankultur. Viele Maßnahmen, die jetzt für die Stadien vorgeschlagen werden, wurden bereits für Bahnhöfe, öffentliche Plätze oder Demonstrationen diskutiert, aber aus guten rechtsstaatlichen Gründen verworfen.
Wer Fußballfans unter Generalverdacht stellt, pauschale Überwachung und Datensammelwut vorschlägt, gefährdet Vertrauen und schadet der Fankultur. Wenn man Dauerkarten nicht mehr weitergeben kann, wenn der Weg ins Stadion mit einer Identitätsfeststellung zur Geduldsprobe wird und wenn auch unbescholtene Fans ausschließlich aufgrund eines Verdachts nicht mehr ins Stadion kommen, dann fragen sich Menschen zu Recht, ob das im Verhältnis steht. Die Hürden für ein stimmungsvolles Stadionerlebnis mit Stadionwurst, Anfeuerungsrufen und Fangesängen stiegen damit bei der beliebtesten Sportart in Deutschland in Höhen, die einfach nicht gerechtfertigt sind.
Was wir stattdessen brauchen, ist die konstruktive Zusammenarbeit von Vereinen, Fanprojekten, Kommunen und Polizei. Erfolgreiche Modelle zeigen, dass Kooperation statt Kontrolle das Vertrauen stärkt, Konflikte entschärft und die Sicherheit in den Stadien nachhaltig verbessert. Das hilft im Übrigen auch viel besser beim Vorgehen gegen Rassismus, Sexismus und Homophobie, der leider in den Stadien noch zu oft zu Tage tritt. Auch gäbe es Möglichkeiten die Polizei und andere Zugreisende zu entlasten, wenn die Angebote für eine gemeinsame Anreise mit Bussen und Sonderzügen deutlich verbessert würden. So können Risiken kontinuierlich gesenkt und echte Sicherheit entstehen.“