Die mögliche Ansiedlung des chinesischen Unternehmens Dreame in Brandenburg sorgt für Diskussionen und wirft Fragen nach Transparenz, vorausschauender Standortpolitik sowie dem Schutz von Natur, Wasser und der Gewinnung von Fachkräften auf. Die Landesvorsitzende der Brandenburger Bündnisgrünen, Dr. Andrea Lübcke, kommentiert wie folgt:
„Ein chinesischer Staubsaugerhersteller will in Brandenburg E-Autos bauen – und Deutschland staunt. Offensichtlich ist Brandenburg, auch dank seines Angebots an erneuerbarem Strom, attraktiv für neue energieintensive Industrieansiedlungen. Während die Bundesregierung das Verbrenner-Aus mal wieder infrage stellt, nutzt ein chinesischer Haushaltsgerätehersteller die Chance und plant E-Autos für den europäischen Markt. Während die Bundesregierung Technologieoffenheit predigt, setzt sie die Rahmenbedingungen so, dass wir nicht nur das Wettrennen um den Weltmarkt verlieren, sondern deutsche Unternehmen selbst bei der Produktion im eigenen Land abgehängt werden. Katharina Reiche und Friedrich Merz träumen von Technologien des letzten Jahrhunderts und reden neue Lösungen schlecht – während andere einfach machen.
Wald erhalten statt roden
Wir müssen dabei auch über den Unsinn reden, dass Industrieansiedlungen bevorzugt auf Waldflächen entstehen, nur weil diese in öffentlicher Hand sind. Was dann passiert, ist fatal: Wald wird gerodet, und die Ausgleichsmaßnahmen finden auf landwirtschaftlich genutzten Flächen statt.
Eine mögliche Fläche für die Ansiedlung liegt bei Fürstenwalde/Langewahl. Sie ist überwiegend Waldgebiet und grenzt direkt an die Spree. Ein massiver Eingriff in Natur und Grundwasser ist hochsensibel und kann nicht ohne gründliche Umweltprüfung erfolgen.
Warum also nicht gleich Wald erhalten – und stattdessen bestehende Gewerbe- oder Konversionsflächen nutzen, die bereits eine industrielle Prägung haben und wo Kommunen die Ansiedlung ausdrücklich wollen – wie etwa in Eisenhüttenstadt? Guben hat es vorgemacht: Frühzeitig wurden dort Industrieflächen entwickelt, mit Erfolg.
Wasser, Fachkräfte und Standortstrategie
Hinzu kommen die ökologischen Grenzen: Tesla ist bereits ein Wassergroßverbraucher, und Dreame soll noch größer werden. Welche Folgen hat das für die Grundwasserreserven? Das Land darf nicht sehenden Auges in neue Konflikte laufen.
Darüber hinaus fehlt eine echte strategische Standortpolitik. Wie sinnvoll ist es, einseitig auf die Automobilindustrie zu setzen? Ja, wir hoffen auf ein Ökosystem aus Herstellern, Zulieferern und Dienstleistern – aber wenn die E-Auto-Industrie in die Krise gerät, bricht alles gleichzeitig weg. Diversifizierung ist auch in der Standortpolitik das Schlüsselwort.
Und schließlich: Wer soll in den neuen Fabriken eigentlich arbeiten? Schon Tesla hatte große Schwierigkeiten, genügend Fachkräfte zu gewinnen. Ohne ein klares Konzept zur Ausbildung, Qualifizierung und Fachkräftegewinnung bleiben die schönen Versprechen leer.
Lehren aus Tesla ziehen – Bevölkerung braucht Klarheit
Vor allem aber gilt: Die Landesregierung darf nicht dieselben Fehler machen wie bei Tesla. Damals wurde über die Köpfe der Bürgerinnen und Bürger hinweg entschieden – das darf sich nicht wiederholen. Transparenz, frühzeitige Beteiligung und eine offene Diskussion sind entscheidend, wenn man Akzeptanz schaffen will.
Forderung der Bündnisgrünen Wir Bündnisgrüne fordern: Sollte es zu Ansiedlungsverhandlungen mit Dreame kommen, muss die Bevölkerung von Beginn an umfassend informiert und beteiligt werden. Wirtschaftliche Chancen dürfen nicht zulasten von Natur, Umwelt, Fachkräftesicherung und demokratischer Beteiligung erkauft werden. Standortpolitik muss ökologisch, sozial und vorausschauend sein.“