Spitzenforschung mit Teilchenbeschleuniger: Neuer Hoffnungsträger der internationalen Krebsbehandlung aus Brandenburg

Beim Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY, einem Forschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft, wird aktuell die Erforschung und Nutzbarmachung der FLASH-Strahlentherapie, einer neuen Form der Strahlentherapie gegen Krebs, vorangetrieben. Mit einem Teilchenbeschleuniger wird Gewebe mit sehr kurzen, aber sehr intensiven Teilchenpaketen bestrahlt. Der in Zeuthen entwickelte PITZ-Beschleuniger (Photoinjektor-Teststand in Zeuthen) könnte die Gesamtbehandlungszeit von Krebs auf eine tausendstel Sekunde verkürzen, während bei konventioneller Bestrahlung tägliche Sitzungen über mehrere Wochen üblich sind. Die Brandenburger Bündnisgrünen informierten sich bei einem Vor-Ort-Besuch über die Fortschritte.

„Beinahe jeder hat in der Familie oder im Freundeskreis eine an Krebs erkrankte Person. Wir alle kennen die schrecklichen Auswirkungen und Nebenwirkungen, die die herkömmlichen Therapiemethoden haben. Hier in Brandenburg haben wir die Chance, mit hochmoderner Strahlentechnologie diese Nebenwirkungen deutlich zu verringern. Land und Bund sind gefordert, dafür Finanzmittel aufzubringen, denn bisher fällt solche Forschung durchs Raster“, sagte Benjamin Raschke, Spitzenkandidat der Brandenburger Bündnisgrünen für die Landtagswahl und Fraktionsvorsitzender seiner Partei im Brandenburger Landtag.

Das Besondere an der Beschleunigeranlage bei DESY in Zeuthen ist, dass sie einen weltweit einzigartigen Parameterbereich für die sogenannte FLASH-Bestrahlung zur Verfügung stellen kann, um erstmals systematisch zu untersuchen, mit welchen Bestrahlungsparametern verschiedene Tumorarten am besten zerstört und gleichzeitig das gesunde Gewebe bestmöglich geschont werden können, erklärte  Prof. Christian Stegmann, DESY-Direktor für Astroteilchenphysik und Leiter des DESY-Standortes in Zeuthen, der Delegation.

Die Forschung stößt auf sehr großes internationales Interesse. Inzwischen gibt es weit über 20 Gruppen in Europa und weltweit, die in Zeuthen experimentieren wollen. Die Anlage sei weltweit einzigartig, berichtete Stegmann.

Bisher konnte experimentell gezeigt werden, dass die FLASH-Strahlentherapie den Tumor mindestens genauso stark zerstört wie die konventionelle Bestrahlung, das gesunde Gewebe in der Umgebung des Tumors jedoch deutlich stärker geschont wird. Wie genau der FLASH-Effekt funktioniert und wie die Bestrahlungsparameter sein müssen, um den Tumor bestmöglich zu zerstören und gleichzeitig das gesunde Gewebe zu schonen, ist jedoch bis heute nicht verstanden, erläuterte Dr. Frank Stephan, Sprecher der PITZ-Kollaboration und Gruppenleiter Beschleunigerphysik bei DESY in Zeuthen. Um weiter forschen zu können, brauche es allerdings weitere Gelder.

Und die Forschenden denken auch schon weiter. Wenn in der Lausitz jetzt eine neue Uni-Medizin entsteht und dort ein entsprechender Lehrstuhl eingerichtet wird, könnte die neue Fakultät sofort weltweit führend im Bereich der Strahlentherapie bei der Heilung von Krebs mitwirken, prognostiziert Stegmann. Erste Gespräche werden dafür bereits geführt.

Bei einem Rundgang über den traditionsreichen Campus am Zeuthener See wurde auch über die Historie informiert. So wollte das zur NS-Zeit das Reichspostministerium auf dem Areal in Zeuthen die Entwicklung einer deutschen Atombombe vorantreiben. Zu einer Umsetzung der Pläne  , wie bei dem Manhatten-Projekt  in den USA, kam es glücklicherweise nicht. Teile der damaligen Gebäude wurden wesentlich erweitert, um dort dem Teilchenbeschleuniger seinen Platz zu geben, für die friedliche Nutzung der Wissenschaft zum Wohl der Menschheit.

„Kein Bundesland balanciert so geschickt zwischen Vergangenheit und Neustart wie Brandenburg, daher sind Forschung und Innovationen für uns besonders wichtig“, sagte die Landesvorsitzende der Brandenburger Bündnisgrünen, Alexandra Pichl. „Wir müssen den Wissenstransfer von Brandenburger Hochschulen und Forschungseinrichtungen in die Praxis stärken. Unsere Forschungs- und Wissenschaftseinrichtungen sind Anziehungspunkte für junge Menschen aus aller Welt, Schmieden für hochqualifizierte Fachkräfte und spielen eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung der drängenden Fragen unserer Zeit.“

„Ich bin begeistert davon, welche Ideen und Technologien in unserem Landkreis und unmittelbarer Nachbarschaft entwickelt werden. Mit der FLASH-Strahlentherapie könnte die Region medizinischer Spitzenreiter werden und vielen Menschen weltweit Hoffnung auf eine gesunde Zukunft geben“, sagte Dr. Andrea Lübcke (Eichwalde), Fraktionsvorsitzende von SPD/Grüne/Linke/Wir für KW/BIS im Kreistag Dahme-Spreewald.

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Pressemitteilung LV

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