Moor: Kohlenstoffspeicher und Herzstück erfolgreicher regionaler Wertschöpfungsketten

06.06.25 –

Am 5. Juni 2025 informierten sich Europaabgeordnete gemeinsam mit der Umweltexpertin Jutta Paulus (MdEP), Dr. Andrea Lübcke, Landesvorsitzende der Brandenburger Bündnisgrünen, eine Vertreterin aus dem Büro des Bundestagsabgeordneten Michael Kellner sowie der ehemalige brandenburgische Umweltminister Axel Vogel bei einer Moorwanderung in der Sernitz-Niederung bei Angermünde (Uckermark) über ein neues Moorschutzprojekt.

Bereits im April 2025 wurde das Projekt im Rahmen der Initiative toMOORow offiziell gestartet. In einem ersten Schritt sollen 80 Hektar Torfwiesen im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin wieder-vernässt und künftig durch Paludikultur – die nachhaltige Nutzung nasser Moorflächen – bewirtschaftet werden. Dazu werden Entwässerungsgräben verfüllt und Sohlschwellen eingebaut, um das Wasser dauerhaft in der Fläche zu halten. Dadurch können jährlich bis zu 1.200 Tonnen CO₂-Äquivalente eingespart, moortypische Tier- und Pflanzenarten wieder angesiedelt und neue, klimafreundliche Wertschöpfungsketten in der Landwirtschaft etabliert werden.

Das Projekt macht deutlich, dass Moorschutz und wirtschaftliche Nutzung Hand in Hand gehen können. Wiedervernässte Flächen lassen sich mit speziellen Nasskulturen wie Rohrglanzgras bewirtschaften, das industriell weiterverarbeitet wird - zu Pflanzenträgerkartons, die bei OBI zum Einsatz kommen, aber auch zu Dämm- und Baustoffen. Dabei soll die Region unmittelbar profitieren: Ein Teil der Produktion soll in der nahegelegenen Leipa Papierfabrik erfolgen, was regionale Wertschöpfung sichert und Transportwege reduziert.

„Es ist beeindruckend, wie wirtschaftlich nutzbar wiedervernässte Moore sein können. Paludikultur zeigt, dass Klimaschutz und wirtschaftlicher Erfolg kein Widerspruch sind. In diesen Mooren steckt tausende Jahre alte Biomasse – bleibt das Land feucht, bleibt der Kohlenstoff im Boden“, erklärt Dr. Andrea Lübcke.

Die Bündnisgrünen setzen sich gezielt für den Schutz und die Wiedervernässung von Mooren ein, um die Emissionen aus entwässerten Flächen bis 2040 deutlich zu reduzieren. Dazu sollen Moore konsequent renaturiert, Wasserstände auf genutzten Flächen angehoben und neue, moorverträgliche Bewirtschaftungsformen für die Landwirtschaft entwickelt werden.

„Die Landesregierung sollte eine Moorschutzagentur einrichten, die Landwirt:innen und Eigentümer:innen bei der Umstellung berät und beim Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten unterstützt“, fordert Lübcke. Ergänzend sei ein „Moorfonds Brandenburg“ notwendig, um die Finanzierung der Maßnahmen langfristig abzusichern.

Hintergrund

Moore zählen – neben Wäldern – zu den bedeutendsten und zugleich empfindlichsten Ökosystemen. Durch ihre Fähigkeit, große Mengen CO₂ zu speichern, leisten sie einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz. Aufgrund des Sauerstoffmangels im Moorboden werden abgestorbene Pflanzenreste nicht vollständig zersetzt. Dadurch entsteht Torf, der als langfristiger Kohlenstoffspeicher dient. Weltweit speichern Moore rund ein Drittel des terrestrischen Kohlenstoffs.

Mit etwa 264.000 Hektar Moorfläche gehört Brandenburg zu den moorreichsten Bundesländern Deutschlands. Seit 2023 verfolgt das Brandenburger Moorschutzprogramm erstmals eine umfassende Strategie zur Renaturierung und nachhaltigen Nutzung der Moore.
 

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Pressemitteilung LV