Sitzenbleiben teuer und pädagogisch wertlos

Die Spitzenkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen MARIE LUISE VON HALEM hat sich dafür ausgesprochen, das Sitzenbleiben abzuschaffen. "Bildungsexperten zufolge ist das Sitzenbleiben pädagogisch völlig wertlos. Das stupide Wiederholen von Unterrichtsstoff aus dem vergangenen Schuljahr frustriert die Schüler und führt dazu, dass sie innerlich abschalten. Notwendig wäre, sie zielgenau in den Fächern zu fördern, in denen sie Schwächen aufweisen." Durch die längere Betreuung von Sitzenbleibern entstehen Brandenburg jährlich Zusatzkosten von fast 25 Millionen Euro. "Es wäre sinnvoller den hier betriebenen Aufwand in die Verbesserung des Unterrichts zu investieren." Voraussetzung für den Verzicht auf das Sitzenbleiben sei eine "neue Kultur der individuellen Förderung." Hierzu müsse eine Fortbildungsoffensive gestartet und eine ausreichende Personalausstattung gesichert werden.

Bildungsexperten würden sich seit langem dafür aussprechen, leistungsschwache Schüler im Klassenverband weiterlernen zu lassen und sie stärker individuell zu fördern. Einer aktuellen Studie der renommierten Bertelsmann-Stiftung zufolge entstehen den 16 Bundesländern durch das Sitzenbleiben von Schülerinnen und Schülern jährlich zusätzliche Personal- und Verwaltungskosten von fast einer Milliarde Euro. Auch die Bertelsmann-Stiftung empfiehlt den Verzicht auf Klassenwiederholungen und ein Umlenken der Mittel in die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler.

Den Angaben zufolge mussten im Schuljahr 2007/2008 in Brandenburg 4858 Schülerinnen und Schüler die Klasse wiederholen. Laut PISA-Studie wird in keinen anderen Land so häufig vom Sitzenbleiben Gebrauch gemacht wie in Deutschland.