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21.09.11 –
Heute genau vor 20 Jahren wurde in Potsdam Bündnis 90 zu einer Partei – unsere Bundestagsabgeordnete war dabei. Cornelia Behm blickt Interview mit den Potsdamer Neuesten Nachrichten zurück auf 20 Jahre Bündnis 90 und kommentiert politische Parallelen zur Piratenpartei
Frau Behm, Sie waren am 21. September 1991 dabei, als in Potsdam aus der Listenverbindung die Partei Bündnis 90 gegründet wurde. Viele Gesichter von damals sind bei Bündnis 90/Die Grünen nicht mehr zu finden. Was ist übrig von Bündnis 90?
In den kommunalen Verbänden und im Landesverband sind weiter eine Reihe der Aktiven von damals präsent. Ich glaube, dass Bündnis 90 die Politik der Grünen dahingehend verändert hat, als wir das Bürgerbewegte und das starke Element der Basisdemokratie mitgebracht und erhalten haben. Ich würde das nicht so an Personen festmachen. Die Basisdemokratie war und ist uns extrem wichtig neben anderen Themen wie Umwelt-, Klima- und Naturschutz und Bildung.
Wie reden hier von Personen wie Wolfgang Ullmann, Konrad Weiß, Gerd Poppe
Wenn wir immer nur über die Vergangenheit reden würden Ich habe keine Lust auf Nostalgie. Wichtig ist, dass es die Verschmelzung gegeben hat. Wir haben uns alle verändert und den Herausforderungen gestellt. Wichtig ist, dass man das Gute von damals mitnimmt und neues wagt. Wir haben der Politik in Deutschland einen Stempel aufgedrückt.
Aber was war das besondere an Bündnis 90, einem Zusammenschluss aus Neues Forum, Initiative für Frieden und Menschenrechte sowie Demokratie jetzt?
Die Gründung einer Partei an sich war ein entscheidender Schritt, gerade für uns, die wir aus der Bürgerbewegung kamen und immer große Hemmungen hatten, Parteimitglieder zu werden. Wir wurden nur Mitglied, weil Bündnis 90 die etwas andere Partei war. Und es hat sich gelohnt.
Und was bleibt inhaltlich?
Es geht um das ganze Thema der Bürgerbeteiligung, der Hauptstadtflughafen in Schönefeld ist ein aktuelles Beispiel. Es ist doch heute so, dass Planer einen Plan für ein Bau- oder Infrastrukturprojekt vorlegen, woraufhin sich die Bürger das anschauen und ihre Betroffenheit vortragen können. Die Planer entscheiden, ob sie das akzeptieren. Wir wollen, dass die Bürger erst an den Tisch geholt werden und das Projekt, die Grobplanung besprechen. Erst danach kann ein Projekt in die Feinplanung gehen. Das Planungsrecht gehört vom Kopf auf die Füße gestellt.
Jetzt gibt es eine neue Partei, die Piraten, die mehr Transparenz, mehr Beteiligung fordern. Eine Partei so frisch wie Ihre einst. Eine Partei, die den Nerv der Wähler trifft
Es stimmt, die Piraten haben in Berlin auch viele Stimmen von den Grünen geholt. Viele Wähler sagen, sie interessieren sich für frische Gesichter und Leute, die nicht durch den Politikbetrieb „verdorben“ sind. Sie haben das Politikersprech mit vielen Worten, ohne etwas zu sagen, satt. Sie wollen Leute wählen, die keine Politiker sind.
So wie Sie einst, als Sie noch keine Parteipolitikerin waren...
Zu Beginn begibt man sich auf eine glatte Bahn. Wer gestalten und Politik machen will, muss professionell sein. Wir von Bündnis 90 mussten das auch lernen. Ich kann die Wähler gut verstehen. Aber wir werden sehen, wer von den Piraten dabei bleibt und dauerhaft Politik macht und wer genau so abgeschliffen wird.
Wie Sie?
Ich erlaube mir immer noch meine eigene Meinung in der Fraktion. Wenn ich eine andere Meinung habe als die Mehrheit, dann streite ich mich auch.
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