Menü
Elisabeth Schroedter, bündnisgrüne Europaabgeordnete, ehemaliges Mitglied des Neuen Forums und langjährige Weggefährtin der Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley im Interview:
Was bedeutet der Verlust von Bärbel Bohley für dich?
Durch ihren Tod haben wir von der Bürgerbewegung eine streitbare Weggefährtin verloren.
Bärbel war nicht nur im heißen Herbst 1989 eine Schlüsselfigur. Sie war auch immer die Mahnerin in der Bürgerbewegung. Der Kampf um Menschenwürde und Demokratie einschließlich der sozialen Werte stand für sie kompromisslos an erster Stelle. Leise, aber sehr bestimmt war ihre Stimme da. Damit konnte sie aufrütteln. Das wird uns jetzt fehlen.
Welche Charaktereigenschaften hast du am meisten an ihr geschätzt?
Bärbel war uns ein Vorbild in ihrer Aufrichtigkeit. Sie hat sich nie angebiedert. Ich bin bis heute davon überzeugt, dass diese Gradlinigkeit, die sie als zentrale Figur in der Bürgerbewegung verkörpert hat, entscheidend zur breiten Glaubwürdigkeit in der Bevölkerung beigetragen hat.
Welche Rolle spielte sie in der Bürgerrechtsbewegung?
Neben dem, was ich schon erwähnt habe, hat Bärbel maßgeblich dazu beigetragen, dass allein friedliche Mittel zur Konfrontation mit dem SED-Regime genutzt wurden. Das erstaunlichste war, je friedlicher sie waren, desto empfindlicher reagierten die SED-Partei- und Regierungsvertreter.
Gibt es ein Erlebnis mit ihr, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
In Erinnerung sind mir vor allem die heftigen Diskussionen mit ihr in diversen Treffen und Vorbereitungsrunde geblieben, aber auch die turbulente Gründungsversammlung des Neuen Forums als Organisation in Leipzig. Sie war in vielen Dingen sehr grundsätzlich. Sie wollte Basisdemokratie neu erfinden. Hierarchische Strukturen sollte es in der Bürgerbewegung möglichst nicht geben. Das war für die schier nicht endende Satzungsdiskussion dort eine große Herausforderung.
Wir verlieren eine Freundin, die streitbar, aber auch sehr einfühlsam sein konnte. Bärbel, Du wirst uns fehlen!
Bildquelle: flickr
Kategorie